Gedanken zum Kirchentagsthema „Jetzt ist die Zeit“ (2023)
Das Jetzt, das Hier und Heute wird bei Jesus stark betont.
Etwas übertrieben könnte man ihn fast als Erfinder der Gegenwart bezeichnen.
Für Johannes den Täufer gab es nur die Vergangenheit mit den Verfehlungen des Menschen, die nicht mehr zu ändern sind, und die Zukunft, in der das Gericht Gottes droht. Dem Menschen blieb in der Gegenwart nur übrig die Vergangenheit zu bereuen, nach anderen Wegen zu suchen und symbolisch die Wasserstrafe (Taufe) auf sich zu nehmen um dem zukünftigen Feuergericht zu entgehen. Deshalb zog der Täufer sich auch aus der Kultur in die Wüste zurück.
Seine Botschaft: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“.
Nach der Verhaftung des Täufers verkündet dies auch Jesus.
Aber zwischen der mit Fehlern belasteten Vergangenheit und dem zukünftigen Gericht betont Jesus die Gegenwart. Jetzt ist die Zeit, in der Gott sich den Menschen (wieder) zuwendet. Jetzt ist also eine Freudenzeit wie bei einer Hochzeit, wenn der Bräutigam da ist. Jetzt ist die Zeit zum Handeln. Deshalb zieht Jesus sich auch nicht in die Wüste zurück, sondern lädt quasi als Vorwegnahme des himmlischen Freudenmahles alle Menschen zu seinen Mahlgemeinschaften und damit wieder in die Gesellschaft ein.
Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern – hoffentlich lernt man wenigstens daraus und das zukünftige Gericht haben wir Menschen auch nicht in der Hand. Aber jetzt kann man handeln, kann man Gottes Kommen und seinen Frieden mit allen Menschen durch Wort und Tat verkünden. Jetzt kann man sich den Armen zuwenden. Jetzt kann man dafür kämpfen, dass aus Feinden – wenn schon keine Freunde – aber doch Nicht-Feinde werden.
Jetzt kann man sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen.
J.U.