Bild: Ökumenische Gedenkstätte für Genozidopfer im Osmanischen Reich / Ort: Berlin-Charlottenburg, Luisenkirchhof III
Was verstehen wir unter Ökumene?
Das Wort „Ökumene“ kommt aus dem Alt-Griechischen und bedeutet die bewohnte Erde. Welche Bedeutung hat diese Übersetzung in der heutigen Zeit?
Denn, der Begriff Ökumene hat im Laufe seiner 23 Jahrhunderte währenden Geschichte sieben Bedeutungswandlungen durchgemacht:
- die ganze bewohnte Welt
- zum Römischen Reich gehörig oder es vertreten
- zur Kirche als Ganzes gehörend oder sie vertretend
- allgemein kirchliche Gültigkeit besitzend
- die weltweite missionarische Aufgabe der Kirche betreffend
- die Beziehung zwischen mehreren Kirchen oder verschiedenen Christen verschiedener Konfessionen betreffen
- das Wissen um die Zugehörigkeit zur weltweiten christlichen Gemeinschaft der Kirchen und die Bereitschaft der Christen, für die Einheit der Kirche zu arbeiten
Der Sprachgebrauch von Ökumene in der modernen ökumenischen Bewegung des 20./21. Jahrhunderts wird so beschrieben:
Ökumene umfasst das Bemühen von konfessionell getrennten Christen und Kirchen (orthodoxe, evangelische oder katholische Kirche) um eine Einheit der Kirche sowie die Wahrnehmung der christlichen Mitverantwortung für eine von allen Menschen unter gerechten Bedingungen bewohnbare Welt.
Mit Ökumene ist somit der weltweite Dialog und die Gemeinschaft verschiedener christlicher Kirchen gemeint. Dieser Dialog ist nötig, da aus der urchristlichen Gemeinde im Laufe der Zeit viele unterschiedliche Kirchen entstanden sind. Als Grundlage haben sie alle den Glauben an den einen Gott, den die Bibel bezeugt, setzen jedoch unterschiedliche theologische Akzente.
Ökumene sucht nach einer Einheit der bestehenden Konfessionen ohne deren Eigenheiten wegzudiskutieren (in versöhnter Verschiedenheit). Zudem schließt Ökumene gleichzeitig auch den Dialog mit allen Bewegungen ein, die ähnliche Ziele verfolgen, also auch z.B. mit anderen Religionen oder Überzeugungen.
Ohne Toleranz ist dieser Dialog nicht möglich. Es wird versucht, die Unterschiede der anderen anzuerkennen und Gemeinsamkeiten zu finden.
Die Ökumenischen Jugenddienste bieten mit ihrem internationalen Camp-Programm einen Raum, in dem Ökumene (in der Definition des 20./21. Jahrhunderts) innerhalb der christlichen Kirchen und zwischen Christen und Menschen anderen Glaubens praktiziert werden kann.
Ökumenisches Lernen – Lernen, sich mit den Augen des anderen zu sehen
Ziel der Ökumenischen Jugenddienste ist es, ökumenisches Lernen zu ermöglichen.
Ökumenisches Lernen ist ein ganzheitlicher Prozess und heißt,
- dass Menschen in ökumenischen Zusammenhängen lernen.
- dass Menschen den eigenen Lebenskontext in übergreifenden Zusammenhängen wahrnehmen und sich selbst als Person und Kulturträger besser kennen lernen
- dass Menschen Primärerfahrungen sammeln, indem sie in Dialog treten mit Menschen anderer Nation, Sprache, Kultur und/oder Religion.
- dass Menschen die gemeinsame Zukunft für unsere „Eine Welt“ durch Begegnungen verstehen.
- dass Menschen ihre eigene Verantwortung im Bezug auf Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung entdecken.
- dass Menschen gemeinsam in eine Beziehung zu Gott treten und nach dem Motto leben. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.
- dass Menschen sich bewusst in ungewohnte Situationen begeben und dadurch den eigenen Alltag reflektieren und hinterfragen.
Elemente ökumenischen Lernens sind:
- Dialogische Begegnung mit Anderen
- Gegenseitiges Helfen, wechselseitiges Lernen, gemeinsames Feiern und Leben
- Wahrnehmen des Anderen
- In Beziehung treten zu einem Menschen z.B. in Form von Mitgefühl, Barmherzigkeit, tatkräftigem Engagement
- Erleben von Spiritualität
- Emotionale Hingabe zu Gott („Gott kennen heißt wissen, was zu tun ist“), als Grundhaltung für tatkräftiges Engagement.
Internationale Ökumenische Camps (Jugendgemeinschafts- und Jugendsozialdienste) bieten gute Voraussetzungen für ökumenisches Lernen in der Praxis. Sie ermöglichen Primär-Erfahrungen, bei der die ökumenische Realität direkt erlebt werden kann.
Was bewirkt ökumenisches Lernen?
- Förderung der Persönlichkeitsentwicklung im Hinblick auf Selbstsicherheit, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, soziale Kompetenz, Offenheit für neuartige Erfahrungen, interkulturelle Kompetenz (Umgang mit Mehrdeutigkeiten-Ambiguitätstoleranz), Identitätsbildung
- lange anhaltende Kontakte zwischen Teilnehmer*innen
- eine positive Grundhaltung gegenüber den kennen gelernten Ländern und Kulturen
- eine erhöhte Fremdsprachenkenntnis
- Interesse an weiteren Begegnungen und Austauschen
- Zuwachs von gesellschaftlichem Bewusstsein
Wir leben in einer Welt, die nicht in eine Erste, Zweite und Dritte Welt eingeteilt werden sollte. Ansporn all unseren Handelns sollte es sein, von der einen Welt zu träumen und an ihr mit gestalten zu wollen.
Die veränderte weltgesellschaftliche Situation und Entwicklungen in der Ökumene machen es nötig, auch die veränderten Grundlagen für ökumenisches Lernen zu betrachten und über Perspektiven nachzudenken.
Die kleine Eule – Ein ökumenisches Märchen
Eine Geschichte der österreichischen Autorin Lene Mayer-Skumanz über die Frage „Wer-alles-erschaffen-hat“ gibt es mittlerweile übersetzt in 48 Sprachen und eignet sich, um ökumenische Impulse zu setzen. Die Übersetzungen sind Geschenke von Freunden aus vielen Ländern.